Gesundheit

Taubheit

by Liz McKinney

Dalmatinerzüchter sind sich seit langem des hohen Auftretens von Taubheit  in ihrer Rasse bewusst.  Die Forschung über Taubheit läuft seit den frühen sechziger Jahren. Seitdem haben aber auch Besitzer von Bull Terriern, Australian Cattle Dogs, Australian Shepherds, Englisch Setter, Catahoula, English Cocker Spaniels, West Highland White Terriern und  gefleckten Dachshunden entdeckt, dass auch in diesen Rassen die Taubheit verbreitet ist.

Zum jetzigen Zeitpunkt hat sich erwiesen, dass die Verbreitung von Taubheit bei Dalmatinern am höchsten ist, mit circa 8% beidseitig und 21.8% einseitig tauben Hunden.  Diese Statistik muss man aber mit Vorsicht betrachten, denn die Anzahl von audiometrisch getesteten Würfen und Zuchthunden ist bei Dalmatinern größer als bei allen anderen Rassen.

Vererbte Taubheit ist bei allen Rassen, die das Merle Gen haben (wie Collies, Shetland Sheepdog, gefleckter Dachshund, Harlekin Dogge, Amerikanischer Foxhound, Old English Sheepdog, u.s.w.) vorhanden, sowie bei den Trägern vom extremen Piebald Gen (wie Bull Terrier, Samoyed, Greyhound, Great Pyrenees, Sealyham Terrier, Beagle, Bull Dog, Damatiner, English Setter, Fox Terrier und Jack Russell.) Das Piebald (Schecken-) Gen ist verantwortlich für die vorwiegend weiße Farbe bei diesen Rassen.

Die genetische Folge von Taubheit bei Hunden mit einem ausgeprägten Piebald Gen ist nicht eindeutig erforscht.  Während man zuerst dachte, dass der Erbgang einfach autosomal rezessiv ist, hat sich erwiesen, dass das nicht der Fall ist.  Zwei beidseitig taube Hunde können einen Wurf von normal hörenden Hunden zeugen, sowie einen Wurf mit einigen beidseitig tauben Welpen oder einen Wurf mit einseitig tauben Welpen und sogar einen Wurf mit beidseitig tauben, einseitig tauben und normalen Welpen.  Folglich denkt man jetzt dass der Erbgang polygen ist, von zwei verschiedenen autosomal rezessiven Taubheit Gene, oder ein Syndrom von unvollständiger Penetranz.  Die Wahrheit ist, dass man es nicht weiß.  Leider weiß man heute auch nicht mehr über den Erbgang der Taubheit, als man vor 30 Jahren schon wusste.  Das einzige, das man mit Sicherheit weiß, ist dass erbliche Taubheit in vielen Rassen mit dem Piebald (Scheck) Gen verbunden ist und es daher unmöglich ist, sie zu eliminieren in Rassen die viel weiße Farbe wegen dieses Farbgens haben.  

Beidseitige Taubheit ist  für den Hobbyzüchter ziemlich einfach zu erkennen.  Aber es ist unmöglich,  einseitige Taubheit ohne BAER Test zu diagnostizieren.  Der Brainstem Auditory Evoked Response Test (Hirnstammaudiometrie) ist eine sichere und einfache Untersuchung, die man bei Welpen schon im Alter von fünf Wochen machen  kann, die aber meistens im Alter von ca. 8 Wochen vorgenommen wird.  Ein Computer unterstütztes System ermittelt elektrische Aktivität in der Cochlea und Gehörwege im Hirn, ähnlich wie eine Antenne Radio oder TV Signale entdeckt, oder wie ein EKG elektrische Aktivität eines Herzens misst.  Die häufigste Art die Elektrodennadeln anzubringen ist: eine vor jedes Ohr, eine oben am Kopf und eine zwischen den Augen.  Es ist ungewöhnlich, dass ein Tier dabei Schmerz empfindet aber es kann sein dass die Drähte irritieren.  Der Stimulus Click, den der Computer aussendet, wird mit einem Schaumgummi Knopf oder einem Kopfhörer in das Ohr  geleitet.  Jedes Ohr wird individuell getestet und der Test dauert meistens nicht länger als 10-15 Minuten.

Es ist wichtig, dass alle Hunde BAER getestet werden. Alle Hunde die in der Zucht stehen sollten getestet werden, um einseitige Taubheit zu erkennen. Die Tiere, die ein- oder beidseitig taub sind, sollten aus der Zucht ausgeschlossen werden.  Es ist ebenfalls wichtig, alle Welpen in einem Wurf zu untersuchen, um einseitige Taubheit festzustellen.  Alle Zuchthunde sollten getestet werden, um festzustellen, welche einseitig taub sind.  Die Tiere, die entweder ein- oder beidseitig taub sind, sollten nicht für die Zucht verwendet werden.  Es ist aber genauso wichtig, ALLE Welpen in einem Wurf zu testen, um festzustellen, ob einseitige Taubheit vorhanden ist.  Nur die Hunde zu testen, die ausgestellt werden oder die für die Zucht genommen werden, ist einfach nicht ausreichend, denn das wird keine aussagekräftige Statistik ergeben, die belegt wie viele taube Hunde gezeugt werden.  Der gesamte Wurf muss  BAER getestet werden.  Es muss hier nochmals mit Nachdruck erwähnt werden, dass kein Züchter in der Lage ist, einseitige Taubheit ohne BAER Test zu diagnostizieren. Wenn ein Züchter behauptet, dass er nie einen tauben Welpen gezüchtet hat, dann ist das eine uninformierte, täuschende und ungenaue Behauptung.

Es herrscht allgemeine Übereinstimmung, dass keine beidseitig tauben Hunde für die Zucht verwendet werden sollen.  Man ist sich aber nicht einig, ob mit einseitig tauben Hunden gezüchtet werden sollte.  Die Vernunft sagt uns, dass einseitig taube Hunde die BAER getestet sind, nicht zur Zucht eingesetzt werden, dass sie kastriert und als Pets verkauft werden sollen.  Obwohl einseitig taube Hunde Schwierigkeit haben könnten, die Richtung der Laute zu orten, sind sie vollkommen geeignete Haushunde. 

Da der Erbgang von Taubheit in Rassen die das ausgeprägte Scheck Gen haben unbekannt ist, kann man mit einer Paarungswiederholung nichts beweisen und es ist daher nicht ratsam, hörende Zuchttiere, die ein- oder beidseitig taube Welpen gebracht haben, aus dem Zuchtprogramm zu eliminieren.  Es wurde beweisen, dass die Paarung von zwei normal hörenden Hunden sowohl ein- als auch beidseitig taube  und auch normal hörende Welpen im selben Wurf, bringen können, während eine Wurfwiederholung einen vollkommen normalen Wurf bringen kann.

Als Züchter haben wir die Verantwortung, alle unsere Hunde BAER zu testen, ob sie nun in die Zucht kommen oder Haushunde werden.  Es ist dennoch ein Fehler, normal hörende Hunde aus dem Zuchtprogramm zu nehmen, auch wenn sie ein- oder beidseitig taube Welpen gebracht haben. 

Der einzige Weg, Taubheit aus einer Rasse, die das Scheck (Piebald) Gen hat, zu eliminieren, ist das Gen zu eliminieren.  Das bedeutet, dass man aufhören muss, überwiegend weiße Hunde  zu züchten.  Das, natürlich, ist lächerlich.

Züchter müssen vernünftig handeln wenn sie Erbdefekte in ihrer Rasse angehen wollen und müssen Prioritäten bei genetischen und angeborenen Gesundheitsproblemen setzen.  Die Fehler, die schwere Krankheiten und große Schmerzen verursachen, müssen in Auge gefasst werden.  Dennoch ist es unmöglich, alle Erbfehler zu eliminieren.  Eine Rasse ist immer gefährdet von übereifrigen, unerfahrenen und uninformierten Züchtern, die sich nur auf ein oder zwei  Probleme konzentrieren.  Wenn man alle Hunde aus der Zucht eliminiert, die eine Nachzucht  mit einem, in jungem Alter leicht zu diagnostizierenden Defekt, wie Taubheit,  gebracht haben, dann läuft man Gefahr, hervorragende Individuen in dieser Rasse zu verlieren, die sonst gesund vollkommen sind und den Genpool positiv beeinflussen könnten. 

Man sollte das Problem der Taubheit in Parson und Jack Russell Terrier angehen, indem man alle erwachsenen Hunde und alle Würfe BAER untersucht, und nur die Hunde die ein- oder beidseitig taub sind, aus dem Zuchtprogramm eliminiert.  Elterntiere aus der Zucht zu nehmen, nur weil sie ein- oder beidseitig taube Welpen gebracht haben, ist kontraproduktiv, denn dieses Problem ist in jeder Rasse endemisch, die ein Piebald Gen hat, und kann deswegen nicht ausgerottet werden.  Es sollte weiter bemerkt werden, dass  in unserer Rasse Individuen die ganz weiß, keine Augenlidpigmentierung haben oder andere, leicht erkennbaren Attribute haben, nicht mehr Taubheit vorweisen als andere Individuen.  Taubheit wird vom Farbgen verursacht, und hängt nicht damit zusammen, ob ein Individuum mehr oder weniger Farbe hat.

Wenn Züchter überreagieren, indem sie aufhören, mit normal hörenden Hunden die taube Welpen bringen, zu züchten, dann müssten wir überhaupt aufhören, mit vorwiegend weißen  Hunden zu züchten.  Mit manchen Sachen muss man halt leben.  Wenn wir das nicht tun, dann werden wir mit einem dermaßen reduzierten Genpool enden und werden erkennen, dass wir anstatt kleiner Probleme größere und ernstere Probleme haben. 

Es ist unmöglich, bei jeder Rasse alle genetischen Defekte los zu werden.  Wir müssen uns auf die Krankheiten konzentrieren, die für die Hunde am schmerzvollsten sind und die, die man nicht im Welpenalter diagnostizieren kann.

Übersetzung von Dorothea Penizek
Anmerkung: im PJRT Club Österreich werden alle Welpen vor der Abgabe audiometrisch getestet, auch die österreichischen Zuchthunde sind alle getestet und beidseitig hörend.